Am 24. Juni 2023 hatte der Vorstand der St. Sebastianus Bruderschaft zum traditionellen Kapitel geladen. Dieses wurde feierlich mit einem Gottesdienst durch den Präses der Bruderschaft, Pastor Frank Werner, eröffnet. Mit Blick auf seine Teilnahme an einer Marienwallfahrt nach Altötting begrüßte er die Teilnehmenden mit den Worten: „Ihr tut nichts normales“. So hatte ein Pastor in Altötting eine Pilgergruppe, welche nur aus Männern bestand, begrüßt.
„Ihr tut etwas, was wohl nicht mehr normal ist“, präzisierte Pastor Werner anschließend in seiner Ansprache das Zitat aus Altötting. Eine Aussage, die zum Nachdenken anregt. Richtig ist, dass mit Blick auf die „Genderisierung“ und Individualisierung unserer Gesellschaft die St. Sebastianus Bruderschaft als reine „Männergesellschaft“, die sich das Eintreten für christliche Werte auf die Fahne geschrieben hat, aus der Zeit gefallen zu sein scheint: „Ihr tut etwas, was wohl nicht mehr normal ist“.
Der weltliche Teil des Kapitels, die Mitgliederversammlung, fand im Anschluss in der Schützenhalle statt. Unser besonderer Dank gilt der St. Sebastianus Schützengesellschaft Bad Bodendorf für die Bereitstellung der Räumlichkeiten.
Erstmals in der Geschichte der Bruderschaft übernahm mit Sabine Mombauer eine Frau die Rolle als Impulsgeberin für die inhaltliche Ausrichtung des Kapitels. Ihr Impuls folgte dem Leitgedanken, einen Blick von außen auf die Bruderschaft zu werfen und Mut für die herausfordernden Aufgaben der Zukunft auszusprechen.
Der Artikel 3 des Rheinischen Grundgesetztes – „Et hätt noch emmer joot jejange“ – reiche heute mit Blick auf die Herausforderungen, der sich eine christlich-katholische Gemeinschaft wie die Bruderschaft stellen müsse, nicht mehr aus, so Mombauer. Die Kirchen würden leerer, der Mitgliederverlust nehme zu, der Umgang der Amtskirche mit den Missbrauchsskandalen bliebe nicht ohne Folgen. Hier gelte es, vertraute Wege zu bewahren und neue zu ergründen. Ziel müsse es sein, als Kirche beziehungsweise als kirchliche Gemeinschaft den Menschen einen Dienst zu erweisen, der es ermögliche, auch in Zukunft – basierend auf den Werten der Bruderschaft als Gemeinschaft, die füreinander eintritt – bestehen zu können.
Sabine Mombauer warf die Frage auf, wie die Bruderschaft es schaffen könne, missionarischer und diakonischer zu werden – denn das sei der Auftrag, den das Bistum Trier uns für die Zukunft gegeben habe. Und dies insbesondere mit Blick auf die DNA der Bruderschaft: 1681 zu Zeit der Pest gegründet, um Elend und Not zu bekämpfen, um sich zu kümmern und hoffnungsmachend tätig zu sein. Tugenden, die gerade heute weiterhin in adaptierter Form gebraucht würden.
Es lohne sich, neu zu denken, es lohne sich Fragen zu stellen, es lohne sich, einfach mal etwas Neues zu wagen. Mombauer ermutigte die Bruderschaft in ihrer Ansprache, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Die Bruderschaft sei ein wichtiger Ort von Kirche in unserem Dorf. Ihre Mitglieder verfügten über ein ungeahntes Maß an Lebenserfahrung. Diese gelte es im Sinne der Satzung der Bruderschaft und der Kirche vor Ort für die Gemeinschaft einzubringen.
Im Anschluss dankte Brudermeister Wilfried Bauer dem Präses und Zelebranten der diesjährigen Kapitelmesse, Frank Werner, für den feierlichen Auftakt und Sabine Mombauer für die einführende Impulsgebung.
Es folgte das Gedenken an alle verstorbenen Mitbrüder der St. Sebastianus Bruderschaft, besonders an die seit dem letzten Kapitel im Jahr 2020 Verstorbenen:
- Markus Wahl 27. August 2022,
- Heribert Müller 28. August 2022,
- Helmut Giesen 23. September 2022,
- Johannes Bauer 04. Februar 2023,
- Heinz Müller 19. März 2023.
Danach legten Schriftführer Heinz Becker, Kassierer Thomas Becker sowie der Kassenprüfer Axel Peiß ihre Berichte über das abgelaufene Vereinsjahr ab. Der Vorstand wurde durch die Teilnehmenden einstimmig entlastet. Als neue Kassenprüfer wurden Herman-Josef Bales sowie Reinhard Henning gewählt. Wilfried Bauer dankte den bisherigen Kassenprüfern Axel Peiß und Manfred Langelage für ihre geleistete Arbeit in den vergangenen Jahren.
In seinem Bericht hob Wilfried Bauer auch rückblickend auf die schwierigen Zeiten während der Corona-Pandemie besonders die in 2022 wieder angelaufenen Aktivitäten der Bruderschaft hervor:
- Tour nach Aachen am 10. September 2022,
- Betrieb eines Weinstandes auf dem Dorffest am 24. September 2022,
- Bußgang nach Ziert-Heck am Vorabend zu Palmsonntag im April 2023,
- Kapellenpflege an St. Sebastianus und Matthias,
- Spendenaktion 2023: Der Pfarrgemeinderat Bad Bodendorf erhält 1000 Euro als Beitrag zur Renovierung der Küche im alten Pfarrheim.
Bauer dankte darüber hinaus vor allem auch all denjenigen, die aktiv an den Veranstaltungen der Bruderschaft teilnehmen. Sein besonderer Dank galt zudem den ehrenamtlichen Helfern, die regelmäßig die aufwendige Pflege der beiden Kapellen St. Matthias und St. Sebastianus sowie der Bad Bodendorfer Bildstöcke übernehmen.
Hauptthema der Ansprache des Brudermeisters war jedoch die in 2022 eingeleitete Ausweitung der Aktivitäten der Bruderschaft. Im Nachgang zum Kapitel 2022 wurden drei öffentliche Vorstandsitzungen abgehalten, um zu ermitteln, inwieweit das christlich-soziale Engagement der Bruderschaft ausgeweitet werden könnte.
Zunächst wurden in einer Sitzung am 25. November 2022 erste, grundsätzliche Ideen gesammelt, die in einer zweiten Sitzung am 3. Februar 2023 konkretisiert wurden.
Dabei kristallisierten sich vier wesentliche Aspekte heraus:
- Ausrichtung von Wortgottesdiensten,
- Besuchsdienst für die über 80-Jährigen im Dorf,
- „Starke Hände“ – Soforthilfe für Bad Bodendorfer Mitbürger,
- Verbesserung der Sichtbarkeit und Ansprechbarkeit der Bruderschaft im Internet – Gestaltung einer Webseite
In einer weiteren Sitzung am 14. April 2023 wurden drei dieser Themenfelder ausgewählt, die nun vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Umsetzungsmöglichkeit konkret gestaltet werden sollen:
- Ausrichtung von Wortgottesdiensten,
- Besuchsdienst für die über 80-Jährigen im Dorf und
- Verbesserung der Sichtbarkeit und Ansprechbarkeit der Bruderschaft im Internet – Gestaltung einer Webseite
Im Folgenden gilt es nun, den Schwung und die Begeisterung des Kapitels für die Ausweitung des Engagements der Bruderschaft zu nutzen und die künftigen Projekte nachhaltig in die Umsetzung zu bringen. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn sich alle 193 Mitglieder (Stand Kapitel 2023) aktiv einbringen. Auch Neumitglieder sind herzlich eingeladen, sich an diesem Prozess zu beteiligen.
Der Vorstand freut sich darauf, den eingeschlagenen Weg mit den Mitgliedern der Bruderschaft fortzusetzen, um den Grundstein dafür zu legen, dass die Bruderschaft mit ihrer werteorientierten, auf christlichem Fundament stehenden Ausrichtung auch weiterhin ein Modell für die Zukunft ist und sich der Eingangsgedanke „Ihr tut etwas was wohl nicht mehr normal ist“ ins Gegenteil verkehrt.
Bernhard Blechen für den Vorstand der St. Sebastianus Bruderschaft